Neues Jahr, neues Glück…?
Kaum sind die Weihnachtstage vorbei, steht der Jahreswechsel vor der Tür. Vor uns liegen zwölf Monate voller Chancen, Herausforderungen und Abenteuer, die nur darauf warten, gestaltet zu werden…wenn da nicht gleichzeitig diese seltsame, leicht wehmütige, melancholische Stimmung wäre, die einen in der Zeit zwischen den Jahren regelrecht überfallen kann.
Woher dieses unangenehme Gefühl kommt und was du tun kannst, um dein neues Jahr dennoch voller Vorfreude und Optimismus zu beginnen, teile ich in diesem Artikel mit dir!
Die Angst vor dem Loslassen
Auch ich selbst kenne den oben beschriebenen “Silvester-Blues” nur zu gut. In vergangenen Jahren stellte ich mir deswegen oft die Frage, was mich denn eigentlich davon abhält, unbeschwert in ein neues Jahr voller Möglichkeiten zu gehen.
Es dauerte etwas, bis ich das Problem hinter dem Problem erkannte: Da war eine gewisse Angst vor dem Loslassen, sowie die Ungewissheit vor dem Neuen, dem Unbekannten. Sie äußert sich in Form eines unangenehmen, mulmigen Gefühls, das sich im ersten Moment nicht immer zuordnen oder rational erklären lässt. Grund genug also, dieser Angst einmal genauer auf den Zahn zu fühlen…
Vom Bedürfnis nach Ordnung & Sicherheit
Wir Menschen lieben seit jeher das Gefühl von Sicherheit. Es zählt – wie auch das Bedürfnis nach Nahrung und sozialem Kontakt – zu den sogenannten existenziellen Grundbedürfnissen.
Dieses Grundbedürfnis ist in jedem von uns vorhanden und dennoch unterschiedlich stark ausgeprägt. Denn je nachdem, welche Erfahrungen unser Aufwachsen beeinflussen, benötigen manche Menschen für ihr Wohlbefinden wesentlich mehr Sicherheit als andere. Herbei hilft uns das Erschaffen täglicher Routinen und Gewohnheiten, die uns Beständigkeit ermöglichen. Nach und nach kreieren wir daraus unsere persönliche “Komfortzone”, in der es nur wenig Anlass zur Veränderung gibt. Warum auch – denn schließlich hat dort ja alles seinen Platz!
Wenn jedoch kurz vor dem Jahreswechsel alle Zeichen und Zeiger auf “Neuanfang” stehen, wird auch unsere so gemütlich eingerichtete Komfortzone ordentlich durchgefegt. Altes geht, Neues kommt – das bringt frischen Wind in unsere inneren und äußeren Räume und unser Bedürfnis nach Sicherheit gerät ordentlich ins Wanken. Kein Wunder, dass da auch Angst und Zweifel getriggert werden!
Angst vor dem Loslassen ist menschlich
Ganz wichtig ist, dass du dir zunächst bewusst machst, wie vollkommen menschlich und normal diese Angst vor dem Loslassen ist.
Loslassen bringt uns kurzfristig immer in einen “Schwebezustand”. Man verliert für einen Moment den gewohnten, festen Halt unter den Füßen und springt hinein in ein neues, unbekanntes Feld, in dem man sich zurechtfinden muss.
Das bedeutet, für diese Zeit keine verlässliche Basis zu haben, die einen wie sonst absichert. Wir treten raus aus der Komfortzone, die uns sonst so viel Halt und Sicherheit schenkt. Und das ist für uns als “Gewohnheitstiere” erst einmal sehr unangenehm. Gleichzeitig jedoch auch unheimlich nützlich, da uns die Angst davor bewahrt, Unüberlegtes zu tun, zu viel Risiko auf uns zu nehmen und uns so Gefahr, Niederlagen und Frustration erspart.
Leben ist Bewegung
Beschäftigt man sich intensiver mit dem Thema Loslassen, lässt sich erkennen, dass es sich um eines der basisbildendsten Lebensprinzipien überhaupt handelt. Der Wechsel von Alt zu Neu, von Werden und Vergehen spiegelt sich in all unseren Lebensbereichen wieder: Tag und Nacht, Jung und Alt, Leben und Tod, der Jahreszeitenwechsel…alles im Leben verläuft zyklisch, das Leben selbst IST Bewegung!
Der griechische Philosoph Heraklit brachte mit den bekannten Worten “Pantha Rhei” (zu deutsch: “Alles fließt”) diesen Prozess so treffend auf den Punkt. Alle Wesen, auch wir Menschen, unterliegen während unseres gesamten Lebens stets Veränderungen. Hoch- und Tiefphasen wechseln sich zuverlässig ab. Bildhaft lässt sich dieser Verlauf wunderbar als Sinuskurve darstellen, die stetig rauf und runter geht. Diese Metapher hilft auch mir immer sehr beim Veranschaulichen und wenn sich Zweifel breitmachen.
Loslassen kommt vor dem Neuanfang
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist die Tatsache, dass Loslassen immer VOR dem Neuanfang kommt.
Blicken wir in die Natur, ist es offensichtlich, dass ein Baum zuerst seine alten, welken Blätter fallen lassen muss, bevor frische, grüne an ihm wachsen können. Das klingt zwar komplett nachvollziehbar, doch ich glaube, dass wir uns das im Alltag oft zu wenig bewusst machen.
Wenn wir Frische, Klarheit und Ordnung haben möchten, müssen wir zuerst den Raum dafür schaffen!
Paul Ferrini, einer meiner Lieblingsautoren, beschreibt genau diesen Prozess mit folgendem, bildhaften Zitat: “Wenn die Tasse gefüllt ist mit altem, kaltem Tee, kannst du keinen neuen, heißen Tee eingießen. Zuerst musst du die Tasse leeren. Dann kannst du sie füllen!” (ich als passionierte “Teetante” hatte zu diesem Bild natürlich sofort eine persönliche Resonanz 🙂 ) Es ist so logisch! Und dennoch gießen wir oft mit heißem Tee nach, ohne zuvor den alten getrunken zu haben.
Ein Schlüssel ist es daher, noch achtsamer zu werden. Bewusster zu konsumieren. Und in Frieden und Dankbarkeit Platz für das zu machen, was ich wirklich brauche und in meinem Leben haben möchte.
Ein Loslassen in Liebe sozusagen.
Loslassen – aber wie? Meine Tipps für dich!
Du siehst, liebevolles Loslassen ist also die absolute Grundvoraussetzung, um Neues in deinem Leben willkommen zu heißen!
Deshalb möchte ich nun zum Abschluss mein kleines, persönliches Jahresabschluss-Ritual mit dir teilen. Rituale haben seit Anbeginn der Menschheit etwas sehr Kraftvolles und helfen vor allem in Zeiten der Ungewissheit, Stabilität und Ruhe zu finden.
Auch mir hilft dieser kleine Brauch sehr gut dabei, das alte Jahr in Liebe und Wertschätzung gehen zu lassen und mich frei zu machen für Neues. Und vielleicht unterstützt er auch dich!
Du brauchst:
- Stift zum Schreiben
- Blatt Papier
- eine (Duft)Kerze
- etwas Zeit für dich, in der du ungestört bist.
So funktioniert´s:
Mach es dir richtig schön gemütlich, vielleicht mit einer kuschligen Decke auf dem Sofa, einem duftenden Tee und etwas Musik. Zünde dir die Kerze an und nimm dir Zeit, offen und ehrlich die folgenden Fragen zu beantworten:
- Welche drei Dinge liefen im letzten Jahr besonders gut?
- Was waren die drei besten Entscheidungen, die ich im vergangenen Jahr für mich getroffen habe?
- Gibt es etwas aus dem vergangenen Jahr, das ich heute anders/ besser machen würde? Wenn ja, wozu war diese Erfahrung vielleicht dennoch gut?
- Was hat mich besonders herausgefordert? Und wie bin ich damit umgegangen?
- Gibt es aktuell etwas in meinem Leben, das mir nicht gut tut und das ich nicht mehr mit in mein neues Jahr nehmen will? (eine Gewohnheit, eine Beziehung bzw. Freundschaft, die Jobsituation etc…)
- Was möchte ich stattdessen im kommenden Jahr erleben? Und v.a.: wie möchte ich mich dabei fühlen?
Wenn du fertig bist, schließe deine Augen und lege beide Hände auf dein Herz. Bedanke dich für alles, was war, alles was ist und alles, was kommen wird. Alles, was passiert ist, hat dich zu dem Menschen werden lassen, der du heute bist. Vor dir liegt ein frisches, neues Jahr, das von dir gestaltet werden möchte! Und du kannst jeden einzelnen Tag aufs Neue entscheiden, den Weg deines Herzens zu gehen.
Verbleibe solange in diesem Zustand, wie es dir angenehm ist. Öffne dann deine Augen und puste entschlossen die Kerze aus.
Diese kleine Jahresabschluss-Ritual bringt mich jedes Mal mir selbst und meinen Bedürfnissen näher. Ich erkenne, wie viel Schönes und Positives schon in meinem Leben war/ist, was ich mir für die Zukunft wünsche, aber auch woran ich noch “hänge”, bzw. wo es mir schwer fällt, loszulassen.
Dadurch komme ich meinen Träumen, aber auch meinen Ängsten auf die Spur, was immer der Anfang für Transformation ist. Denn erst, wenn wir wissen, wovor wir uns fürchten, aber auch was uns glücklich macht, können wir beginnen, unserer Situation entsprechend zu handeln.
Und all das wünsche ich auch dir!
Von Herzen alles Liebe & ein wunderbares neues Jahr 2020!
(Photo by Jamie Street on Unsplash)